Am Mittwoch, den 12.06.2024, machten sich wie jedes Jahr die Philosophie-Lehrenden und Lernenden traditionell auf zur Phil.Cologne, dem größten internationalen Festival für Philosophie in Köln vom 11.-18. Juni 2024.
In diesem Jahr waren es rekordverdächtige 17 interessierte Schüler*innen aus den Jahrgangsstufen 10-12, die mit den Lehrkräften Herr Wetzel, Frau Meier, Frau Noack, Herr Röhner und Herr Höttger die Veranstaltung „Ganz oben und ganz unten – über Geld, Macht und Ungerechtigkeit“ am 12.06.2024 im Kölner COMEDIA-Theater besuchten. Es sollten Marlene Engelhorn, Millionenerbin und Begründerin von „TaxMeNow!“, einer Bewegung für mehr Steuergerechtigkeit, und Alexandra Zipperer, studierte Kunsthistorikerin, die seit Anfang der 2000er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten konnte und seitdem u.a. zur Tafel geht, miteinander sprechen mithilfe der Moderation Martin Stankowskis, einem Kölner Journalisten.
Leider musste Frau Engelhorn kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen, was dem Gespräch die wichtige Perspektive „von oben“ raubte und es zu einem längeren Interview Stankowskis mit Zipperer wurde.
Im Gespräch wurde schnell deutlich, welche Probleme bereits der Veranstaltungstitel trägt, da durch die Gegenüberstellung von „Ganz oben“ und „Ganz unten“ eine Hierarchisierung vorgenommen würde, die eine Begegnung auf Augenhöhe immer schon verhindere. Frau Zipperer berichtete anschaulich und klug über die „Tafeln“ in Deutschland, insbesondere in Berlin, die es in einem gerechten Staat als notwendige private Wohlfahrtsorganisationen eigentlich gar nicht geben sollte, da Nahrung als Grundversorgung etwas ist, wofür der Staat und nicht Supermarktketten und ehrenamtliche Organisationen sorgen sollte. Angesicht fixer Definitionen von Armut in Deutschland erscheine verwunderlich, dass ähnliche Definitionen und Transparenz beim Thema Reichtum oft ausbleiben. Auch verwies Frau Zipperer auf die zunehmenden sozialen Spannungen, die sich zu entladen drohen, sollte unsere Gesellschaft auf diese Schieflagen nicht besser reagieren. Anschaulich wurde dies auch beim Thema der Geflüchteten, die z.T. aus der Ukraine oder Syrien kamen und in Deutschland angekommen den Menschen in der Reihe bei der Tafel Plätze und Ressourcen streitig machten, was zu Konflikten führte, indem die Schwierigkeiten der Migrationsbewegungen auf die Schwächsten abgewälzt würden (mit politischen Folgen). Solche Zusatzbelastungen, der Umgang mit Scham und das Ausbleiben von Teilhabe und Gespräch führe zu einer besorgniserregenden Exklusion, der wir begegnen müssten.
Immer wieder las Frau Zipperer Auszüge aus ihrem im letzten Jahr beim Verlag Schaumberg erschienen Buch „Tafeln wie Gott in Deutschland – Aufbruch in eine Parallelwelt“ vor, was die abstrakteren Gedanken über soziale Gerechtigkeit konkretisiert und für die Schüler*innen nachvollziehbar gemacht hat. So kauften sich einige der Mitgekommenen im Anschluss das Buch und es ergab sich noch Gelegenheit, mit Frau Zipperer zu sprechen, die sich bereitwillig einem Gruppenfoto zur Verfügung stellte. In der Reflexion waren viele Schüler*innen erkennbar nachdenklich hinsichtlich dieser Einblicke in die real existierende Armutswelt und diskutierten noch länger über Ausmaß und Folgen davon, wobei viele nun erst recht das Fehlen der Perspektive Frau Engelhorns vermissten. Alle zeigten sich trotz der Kritikpunkte inhaltlich aber zufrieden, auch durch die konkreten Bezüge zur Lebenswelt, und freuen sich auf die Phil.Cologne im nächsten Jahr 2025.